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Gegen die Plexiglas-Wand

Das lang ersehnte Gastspiel des BVB in Barcelona war eine durchwachsene Angelegenheit. Doch die BVB Supporters Vienna ließen sich durch nichts unterkriegen.

Im Buch „Die Wand“ von Marlen Haushofer sieht sich die Protagonistin unvermittelt durch eine unsichtbare Wand von ihrer Umgebung abgeschnitten. Ein ähnliches Erlebnis hatten auch die BVB-Fans, darunter einige Weana Borussen, die ihre Mannschaft nach Barcelona begleitet hatten.

Dabei hätte alles so schön sein können: Seit über zehn Jahren spielt Borussia Dortmund nun wieder regelmäßig international, „Erste Runde Krankenschein…“ kommt jedem Borussen wieder routiniert und textsicher frei von der Leber weg. Dennoch wollte es das Los, dass Schwarzgelb seither gefühlt 20mal in Madrid oder London antreten musste, aber kein einziges Mal in Barcelona. Aber diesmal war es soweit. Camp Nou durfte den BVB erleben.

SV-Hauptquartier

SV-Hauptquartier

Während sich die BVB-Fans nach einer mehr oder weniger langen Phase des Akklimatisierens schlussendlich doch vorfreudig zum Stadion begaben, schien man beim FC Barcelona von einem Ansturm der Teutonen ausgegangen zu sein. Kilometerlange Umwege bis zum Gäste-Eingang und permanente Bewachung wurden den Borussen zuteil – in einer absoluten ruhigen und konfliktfreien Stimmung rund um das Stadion wohlgemerkt.

Wer sich nun in den Gästesektor vorgearbeitet hatte, dem wurde dann doch ein spektakulärer Anblick serviert – vor allem, wenn man wie der Autor dieser Zeilen zum ersten Mal im Camp Nou zu Gast ist. Den Gästebereich im obersten Rang kennt man ja schon aus München, aber dennoch war der Anblick etwa tausendmal schöner und der Ausblick auch wesentlich besser. Auch das Stadion machte durchaus Eindruck, wenn auch eher durch seine schlichte Größe als durch unverkennbare Merkmale.

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Und dann war da eben noch diese Wand, die sich vor unseren Gesichtern in all ihrer plexiglashaften Scheintransparenz aufgebaut hatte. Sie hatte zur Folge, dass Barcelona kaum etwas von der anfangs wirklich europapokalwürdigen Stimmung im schwarzgelben Block mitbekam und dieser wiederum den Eindruck gewann, in einem ansonsten leeren Stadion zu agieren. Nicht dass man dabei aus BVB-Sicht viel verpasst hätte. Berichte aus den „neutralen“ Blöcken bestätigten die Diagnose, dass man sich in Barcelona ein Opernpublikum herangezogen hat, gegen das die Münchner Arena wie die Bombonera wirkt. An Montserrat Caballe wird es nicht gelegen haben.

Besonderer Negativpunkt war auch das kulinarische Angebot: Neben der üblichen bleifreien Plörre wurden mikroskopische Hot Dogs für acht Euro feilgeboten, dazu eigentlich nur noch Chipspackerl zu einem ähnlich absurden Preis – da weiß man wieder, was man am Westfalenstadion hat.

Zum Spiel selbst bleibt nicht viel zu sagen – er reihte sich nahtlos in die Nicht-Leistungen in München und der ersten Hälfte gegen Paderborn ein. Nur weil Barcelona in der letzten halben Stunde nicht nur mehrere Gänge zurückgeschalten hatte, sondern überhaupt ausgekuppelt im Leerlauf dahin tuckerte, konnte der BVB halbwegs sein Gesicht wahren. Umso schmerzlicher dachte man nun an die verschenkten Punkte aus dem Hinspiel zurück. Der Gästeblock mühte sich anfangs noch redlich, resignierte im Laufe des Spiels aber angesichts des klaren Klassenunterschieds.

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Dennoch ließ die Delegation der BVB Supporters Vienna das Spiel noch in würdigem Rahmen bei einigen Cervezas und der lokalen Interpretation eines „Steaks“, das sich als undefinierbarer Fleischfetzen herausstellte, ausklingen. All die negativen Punkte konnten dennoch nicht verhindern, gemeinsam eine gute Zeit zu haben und tolle Erlebnisse zu sammeln.